Über die Bilder von Wolfgang Walter
Rede von Prof. Kaufmann
Wolfgang Walters Bilder lassen uns bewusst zurückfinden zu erdigen Farben und Strukturen, sie führen uns in archaische Gefilde. Wolfgang Walter gibt uns durch seinen außerordentlich virtuosen Umgang bei der Erzeugung verschiedener Arten von Oberflächenstrukturen das Gefühl, auf eine durch die Wirkung der Natur und ihrer Gewalten gegerbte Landschaft, auf eine Oberfläche zu sehen, der so manches widerfahren ist.
Die Tiefe der Bilder von Wolfgang Walter entsteht kurioserweise zunächst einmal an deren Oberfläche, dadurch, dass verschiedene Schichten von rauem und körnigem Material sich übereinander lagern, wird der Betrachter immer ein Stück weiter in das Bild hineingezogen, erhascht einen Blick in die tieferen Gründe und gelangt auf die nächste Ebene. Dies ist, wenn wir die Sphäre der Materie hinter uns gelassen haben, das Reich der Form. Wir sehen immer wieder Rechtecke. Nicht mit dem Lineal und Winkel gezogen, ganz im Gegenteil, gerade ohne scharfe Kanten, dennoch klar wahrnehmbar.
Die Rechteckform lässt uns verborgene Türen und Fenster erahnen, Wandflächen aus antiken oder mittelalterlichen Bauten, in denen die Fresken verblichen, aber noch spürbar sind, man kommt gewissermaßen in Kontakt mit den Spuren vergangener Zeiten, vergangener Kulturen mit ihren uns so ähnlichen und doch für uns nur noch teilweise verständlichen ästhetischen Auffassungen und Sichtweisen der Welt. Wir können gewissermaßen die Türen und Fenster erahnen, die sich nach einem Manchen vielleicht noch bekannten Ausspruch zwischen dem Bekannten und dem Unbekannten befinden.
Prof. Matthias Kaufmann
Erlangen, November 2006